“Bestattungskultur imRheinland”

Führung über bedeutende Friedhöfe in Bonn

Der Alte Friedhof Bonn und der Friedhof am Platanenweg in Beuel waren die Ziele des Tagesausflugs von 41 Mitgliedern des Bürgervereins Meckenheim.

db DSCF9393a3Einer der bedeutendsten Friedhöfe Deutschlands und damit ein wichtiges Kulturdenkmal ist der um 1715 gegründete Alte Friedhof. Die Entwicklung beginnt als Arme-Leute-Totenacker vor den Toren Bonns. Ab 1787 wird er zum alleinigen Begräbnisort für die Stadt und wandelt sich durch die kurfürstliche Residenz und die neu gegründete Universität Bonn zur Ruhestätte bedeutender Persönlichkeiten wie Arndt und Schlegel, Robert und Clara Schumann. Die vielen Denkmäler ermöglichen eine kunsthistorische Stilkunde. Die fachkundige, aber auch unterhaltsame Führung hatte Frau Erika Zander, Geschäftsführerin der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Alten Friedhofes Bonn e.V. übernommen. Sie zeigte die Möglichkeiten auf, noch heute auf diesem besonderen Friedhof mit herrlichem, altem Baumbestand beigesetzt zu werden.
Auf dem Friedhof am Platanenweg in Beuel kann die gesamte Bestattungskultur des 20. Jahrhunderts gezeigt und erläutert werden. Dies hatte Frau Dr.Dagmar Hänel, Kulturwissenschaftlerin und Leiterin des Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte vom LVR übernommen. Die Entwicklung der Bestattungsorte vom Reihengrab zum Urnengrab oder der anonymen Bestattung und ebenso die sich entwickelnde Gestaltung von Grabstellen wurden erläutert. In der Grabgestaltung spiegelt sich der verändernde Zeitgeist wieder. Für viele Teilnehmer war auch die besondere Bedeutung von Grabfeldern, z.B. für gefallene Soldaten oder Ordensschwestern, neu.
1964 wurde Josef Czori auf dem Friedhof am Platanenweg beigesetzt. Dies war der Beginn einer neuen, ganz anderen Friedhofskultur auf diesem Friedhof. Seit dieser Zeit werden Angehörige der Sinti und Roma, sie sind katholisch, mit ihren eigenen Verabschiedungs-Zeremonien beigesetzt. Es entstanden und entstehen weiterhin spektakuläre, pompöse Grabdenkmäler, gigantische Erinnerungstempel. Für Allerheiligen werden diese Grabstellen herausgeputzt und mit viel Blumenschmuck und Gaben geschmückt. Allerheiligen ist der Tag der Zusammenkunft der Familien. Sie sind bei ihren Verstorbenen, sitzen auf den Bänken und an den Tischen der Grabmäler und nehmen Malzeiten ein.
Aufgeteilt in zwei Gruppen besuchten die Mitglieder des Bürgervereins unter der Leitung von Helga und Harald Mettig die beiden Friedhöfe und konnten wenige Tage nach Allerheiligen noch den üppigen Blumenschmuck und die Gaben sehen.
Ein spannender Tag – dank der herausragenden Fachkunde und der sehr angenehmen Art beider Führerinnen.
(Text: Mettig; Fotos: Lungwitz, Opitz)

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