Auf den Spuren Palladios - eine Reise ins Veneto

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Auf den Spuren Palladios - Reise vom 30.Juni - 9.Juli 2019

Ziel der über 10-tägigen Busreise des Bürgervereins Meckenheim im Sommer 2019 war Vicenza im norditalienischen Veneto. Vicenza wird vielfach als die Stadt des bedeutenden Renaissance-Baumeisters Andrea Palladio (1508 - 1580) bezeichnet, der hier und in der umliegenden Provinz eine Vielzahl von bis heute gut erhaltenen Villen und Stadtpaläste  für seine Auftraggeber errichtete.

War dies der historische und kulturelle “rote Faden”  der Reise, so kamen Stadtbesichtigungen mit exzellenter örtlicher Führerin in Vicenza selbst und in Verona, Padua und Bassano hinzu. Selbstverständlich gab es immer wieder Gelegenheit, italienische Lebensartzu genießen. Dies vor allem in kulinarischer Hinsicht, aber auch ganz alltäglich mit einem Rundgang und ggfs. auch Einkauf auf einem grroßen Wochenmarkt.    Gruppe vor der Villa rotonda

In Vicenza widmete sich die Reisegruppe den örtlichen Meisterwerken Palladios wie dem Teatro Olimpico, das schon Goethe auf seiner italienischen Reise faszinierte, der Villa Valmarana ai Nani mit Fresken des venezianischen Barockmalers Tiepolo, und vor allem der Villa “La Rotonda”(eigentlich “Villa Almerico Capra”). Sie war der Rückzugsort des reichen Kardinals Paolo Almerico an seinem Lebensende. Die Villa liegt in lieblicher, erhöhter Lage am Ufer des Flusses Berica und damit nicht wie bei Villen üblich inmitten eines grossen Grundbesitzes. Der auffällige Bau ist im Grunde ein Würfel mit aufgesetzter Kuppel sowie einem Portikus an jeder Seite mit vorgelagertem Treppenaufgang. Wie das Teatro Olimpico gehört die Villa Rotonda zum Weltkulturerbe der UNESCO. Der erste volle Besichtigungstag wurde dann mit einem typischen italienischen Abendessen mitten im kleinen Ort Villaga eingenommen – natürlich im Freien auf der Piazza, bis schließlich ein aufziehndes Gewitter zum raschen Umzug in die Trattoria Sabrina zwang.

Wichtigstes Ziel in Bassano war die berühmte hölzerne Brücke “Ponte Vecchio” über den Fluss Brenta. Die heutige Brücke, ihre Vorgänger sind wiederholt durch Hochwasser zerstört worden, geht auf Palladios Konstruktion im Jahr 1569 zurück. Ihr markantes Aussehen erhält sie durch die trapezförmigen Pfeiler, die auch als Wellenbrecher dienen. Gerne nahm die Reisegruppe die Gelegenheit wahr, in der auf einer Brückenköpfe gelegenen Destillerie Nardini den beliebten Aperitivo “Mezzomezzo” zu genießen. Selbstverständlich gehört zu einem Besuch Bassanos eine Grappaverkostung, hier in der Destillerie der Familie Poli. Die Vielfalt der Grappaprodukte war beeindruckend und unterstreicht die Bedeutung dieser Spirituose heutzutage.

Sehr eindrucksvoll war die Aufführung der Verdi-Oper “Aida” in der Arena di Verona. Dieses mächtige römische Amphitheater zählt mit dem Colosseum in Rom und dem Amphitheater in Capua mit ca. 20.000 Zuschauern maximal zu den größten römischen Arenen. Überzeugend empfanden alle die erstaunlich gute Akustik und die exzellenten Leistungen des Orchesters, der Chöre und natürlich der Sänger.

Ein letzter Tagesausflug führte in die alte Universitätsstadt Padua,  deren Universität bereits 1222 begründet wurde. Sie gilt als die Stadt der Maler, vor allem wegen der Fresken von Mantegna (Chiesa degli Eremitani) und besonders dem biblischen Freskenzyklus von Giotto (Capella dei Scrovegni). Leider sind dort zum Schutz der prächtigen Fresken und angesichts des großen Besucherandrangs nur Gruppenbesichtigungen über 20 Minuten möglich. Recht wenig Zeit, um diesen Höhepunkt des Schaffens von Giotto in seiner tiefen Religiösität und der Harmonie der Kompositionen ganz zu erfassen. Der Weg zurück nach Vicenza führte durch die liebliche Hügellandschaft der Euganeischen Berge und endete mit einer Verkostung von Olivenöl in der Frantoio Barbarano.

Ein gemütliches Abendessen in Vicenza war dann der Abschluss des 10-tägigen Aufenthaltes der vom Vorstandsmitglied Brigitte Kuchta geleiteten Reisegruppe. Für die vorzügliche Reiseplanung, die gute Schwerpunktsetzung bei den Besuchszielen, wie auch die Auswahl der Hotels, der Restaurants und nicht zuletzt für die glückliche Hand bei der Suche einer kenntnisreichen örtlichen Führerin dankte die Reisegruppe ihr sehr herzlich.

Übernachtungen legte die Reisegruppe auf der Hinfahrt im Stubaital ein. Nicht ganz freiwllig – aber umso interessanter – war die wegen einer Autobahnsperrung nötige Änderung der Reiseroute ab Rovereto in Südtirol. Der neue Weg führt über die entlegene, einsame Hochebene “Sette Comuni”, wo Touristen eher selten anzutreffen sind. Tief eingeschnittene Täler und kleinste Ortschaften kennzeichnen diese Region abseits des Etschtales. Sprachforscher haben an dieser Gegend stets grosses Interesse gehabt, da die Einwohner weder italienisch, noch ladinisch, noch rätoromanisch haben – sondern ein mittelalterliches Deutsch. Erst die italienische Sprachpolitik Anfang des 20. Jahrhunderts beendete diese Besonderheit, so dass heute nur noch wenige Spuren bemerkbar sind. Ein letztes Ziel auf der Rückreise nach Meckenheim war dann das grossartige, vollständig im Original erhaltene Barockschloss Ludwigsburg, das mit einer sehr informativen Führung besichtigt wurde.  Ein wahrhaft schöner Schlusspunkt.

Text: Gerd Johannes, Fotos: Bernd Rafflenbeul, Brigitte Kuchta