Der Bürgerverein bei Reifenhäuser in Troisdorf

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Stationen deutscher Industriekultur“ lud Klaus-Peter Treche am 17. August 40 Mitglieder des Bürgervereins zu einer Fahrt nach Troisdorf ein.
Gruppenbild BVM  bei Reifenhäuser
Ziel war die Firma Reifenhäuser, ein „hidden champion“ mit weltweiten Aktivitäten, vom dem einige sicher in der Zeitung gelesen haben, als das Unternehmen mit der Produktion von Corona-Masken zu Beginn der Pandemie willkommene Hilfe leistete

Dabei sind Produkte für Endkunden üblicherweise nicht im Programm von Reifenhäuser. Die Wiege des Unternehmens war eine Schmiede, die 1911 von Anton Reifenhäuser gegründet wurde. Daraus entwickelte sich eine Bauschlosserei und später die Produktion von Schneckenpressen. 1948 wurde der erste Reifenhäuser-Extruder vorgestellt, ein Exemplar ist heute als Museumsstück im Foyer des Bürogebäudes zu bewundern.

 

Allerdings hat dieses Exemplar keine Ähnlichkeit mehr mit den heute produzierten Hochleistungsextrudern, die geschmolzenes Kunststoffgranulat durch enge, gerade oder ringförmige Spalte pressen, um daraus Kunststofffolien oder auch dickere Bahnen als Vorprodukte für Tiefziehprodukte herzustellen. Wird das die Schmelze durch Platten mit feinsten Löchern gepresst, entstehen Fäden, dünner als Haare, aus denen Vliese hergestellt werden können.

Die Gehäuse der Extruder müssen Drucken von bis zu 2500 bar und abrasiven Kunststoffschmelzen mit Temperaturen von über 200 °C standhalten. Dazu werden dicke Stahlrohre im Schleudergussverfahren mit speziellen Innenlegierungen ausgerüstet. Auch die zugehörigen Schnecken werden in Troisdorf gefertigt.  

Die mit den Reifenhäuser-Anlagen hergestellten Produkte sind Folien für Verpackungen aller Art, Kunststoffbecher und -schalen, die Verwendung z.B. in der Lebensmittelverpackung finden oder Vliese, die in Windeln oder Hygieneprodukten die saugenden Schichten vom Körper trennen. 

Extrembeispiel ist eine Folie, die aus 11 Lagen unterschiedlicher Kunststoffe bestehen kann und nur 15 Mikrometer dick ist, d.h. dass 65 dieser Folien übereinandergelegt eine Dicke von nur einem Millimeter ergibt!!

Die engagierten Vorträge der Gruppenführer und die Erläuterungen der Fachleute an den einzelnen Anlagen sind ein Beleg für den positiven Spirit des Unternehmens. Die interessierten Nachfragen der Besucher machten deutlich, dass dieser Industriebesuch ins Schwarze getroffen hat. Das unterstrich auch der lange Applaus, der auf die Dankesworte von Herrn Treche folgte.

R.Th.