10-tägige Entdeckerreise in den Iran vom 20. - 30. 10 2016

“Wieso Iran?”

Die Frage hörten Meckenheimerinnen und Meckenheimer dieses Jahr regelmäßig, wenn sie von ihrer bevorstehenden Reise mit dem Bürgerverein erzählten. Warum also Iran?

Selbstverständliche Gründe waren Interesse an Kulturen längst vergangener Jahrhunderte und Jahrtausende, Neugier auf ein völlig unbekanntes Land, auf das Leben der Menschen in einer vom Islam geprägten Gesellschaft, und die hohe Gewissheit, in ein sicheres Reiseland zu fahren. So machten sich gegen Ende Oktober 23 Damen und Herren, alle im Seniorenalter, auf die Reise über Istanbul in die Islamische Republik Iran (so der offizielle Name des Landes). Ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht, sondern von der Wirklichkeit übertroffen. Dazu trug die Reiseroute bei, die mit Höhepunkten gespickt war: Schiras, die Hauptstadt der Lebenskunst und der Poesie; die Ruinen der gewaltigen Palastanlage von Persepolis, in der Darius, Xerxes, Artaxerxes und ihre Nachfolger über ein Weltreich geherrscht hatten, und wo sie sich von ihren Völkern huldigen ließen; ihre in den Felsen gehauenen Grabanlagen nahebei; Palast und Grabmal Kyros’ des Großen (der das Volk Israel aus der babylonischen Gefangenschaft entlassen hat) auf der Hochebene von Pasargadae; Yasd, die größte Wüstenstadt des Iran, mit einer seit Jahrhunderten bewährten Architektur, die für Kühlung im Inneren der Häuser sorgt, mit einer berühmten Moschee aus dem 14. Jahrhundert, sowie als Zentrum des Zoroastrismus in Iran mit Feuertempel und den (nicht mehr genutzten) Türmen des Schweigens; die Kleinstadt Nain, berühmt durch ihre Seidenteppiche und die noch immer genutzte Moschee aus dem Jahr 960; Isfahan, die Perle Persiens, mit ihren türkisblauen Kuppeln, ihren berühmten Brücken, dem “schönsten Platz der Welt”, und dem armenischen (christlichen) Stadtteil; die Oasenstadt Natanz, ebenfalls mit einer Moschee aus dem 14. Jahrhundert; Kaschan mit einem der schönsten Gärten des Landes; und schließlich die Hauptstadt Teheran mit Nationalmuseum und Schah-Palästen, aber auch Hauptstadt der Staus und des Verkehrschaos. All dies und viel mehr wurde uns von einem jungen iranischen Reiseleiter vermittelt, der hervorragend Deutsch sprach, was er an der Universität von Teheran studiert hatte; seine täglichen Rezitationen persischer Lyrik mit deutscher Übersetzung gaben uns einen kleinen Einblick in die persische Kultur.
Die bleibenden Eindrücke sind vielfältig: die Größe des Landes (ca. 4,5 mal so groß wie Deutschland), das pulsierende Leben in den Städten, die vielen jungen Menschen (über 40% der knapp 80 Millionen Iraner sind unter 35 Jahren alt), die Höhenlage der besuchten Städte und Stätten (alle zwischen über 1.000 und knapp 2.000 m über NN, die Gebirgspässe dazwischen meist bei 2.400 m), die Weite des Landes, und die Ausdehnung der Wüstengebiete. Offensichtlich ist das Trauma des achtjährigen Krieges mit Irak: die Gefallenen gelten als Märtyrer, ihre Porträtfotos sind an den Einfallstraßen in die Städte angebracht, und an den Straßen, die nach ihnen benannt wurden. Plakate mit dem Konterfei Khomeinis, des ersten Geistlichen Führers (= unumschränktes Staatsoberhaupt), und seines viel freundlicher blickenden Nachfolgers Ajatollah Ali Khamenei finden sich an allen öffentlichen Plätzen und Gebäuden. Zum Beeindruckendsten gehört die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen - immer wieder wurden wir angesprochen, ausgefragt, in Gespräche verwickelt, und um gemeinsame Fotos gebeten; Höhepunkt dabei war ein vom Reiseveranstalter vermitteltes Gespräch mit Deutsch studierenden Studenten, die uns Einblick gaben in ihren Alltag, auch in ihre Probleme mit dem religiös-politischen System. Nicht zu vergessen die iranische Küche: vielfältig, schmackhaft, fein mit Kräutern gewürzt, und himmlischen Süßigkeiten. Den Verzicht auf Bier und Wein konnten wir darüber verschmerzen. Gewöhnungsbedürftig war für die Damen das Kopftuch, schon bald aber folgten sie dem Beispiel vieler Iranerinnen, und trugen es zunehmend lässig weit hinten im Haar.
Nach acht Tagen im Land ging eine unvergessliche, anregende, beeindruckende, aber auch anstrengende Reise mit dem Rückflug über Istanbul zu Ende
(Text: Schlüter; Fotos: Ganten, Rebhan, Schick, Schlüter, Schulte-Coerne)

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